Ziel des Projektages Bewusste Wahrnehmung ist es, dass die Schüler*innen (SuS) ihre Wahrnehmungsfähigkeit schärfen und die Natur als Lebensraum wertschätzen. Die folgende Übersicht zeigt den Ablauf des Tages, der in vier aufeinander aufbauende Abschnitte gegliedert ist. Die eingesetzten Methoden werden im Anschluss im Detail beschrieben.
| Abschnitt | Methoden | Zeitraum | Material | Sozialform |
|---|---|---|---|---|
| Einführung |
Spiegellauf Lauschen |
ca. 15 min 3 – 15 min |
Spiegel Sitzkissen |
Partnerarbeit Einzelarbeit |
| Vertiefung 1 |
Suche etwas, das … Meins oder Deins? Akustische Fehlersuche |
ca. 15 min ca. 30 min ca. 20 min |
Helles Tuch, Gegenstände Tierstimmen, Sitzkissen |
Einzelarbeit Großgruppe Großgruppe
|
| Vertiefung 2 |
Blinde Presse Duftspur Duftbilder |
ca. 30 min ca. 20 min ca. 20 min |
Tastkiste, prägnante Gegenstände Prägnanter Duft Düfte, Stifte, Papier, feste Unterlage |
2 Gruppen Kleingruppen Einzelarbeit |
| Reflexion | Naturmemo Mandala |
ca. 20 min ca. 20 min |
Helles Tuch (1 m x 1 m) Naturgegenstände |
Kleingruppen Einzel-/Partnerarbeit |
Mit dem Spiegellauf kommen die SuS in der Natur an. Einer der Partner nimmt mit dem Spiegel einen Perspektivenwechsel vor. Er hält sich den Spiegel an die Nase, unter die Augen und lässt sich führen. Die Methode eignet sich ebenfalls gut dazu eine Wegstrecke zurückzulegen. Die führende Person achtet dabei auf den Weg. Nach einem Rollenwechsel können die Wahrnehmung mit der gesamten Gruppe besprochen werden.
Bei der nächsten Methode sucht sich jede Person einen gemütlichen Platz aus und alle kommen zur Ruhe. Die SuS sollen die Augen schließen und in die Natur horchen. Diese Ruhephasen werden am besten mit einem abgesprochenen akustischen Signal gestartet und beendet. Am Anfang sollten die Lauschabschnitte kurze Zeiträume von 30 Sekunden sein, anschließend können die Ruhephasen bei Wiederholung der Übung verlängert werden.
Nachdem die SuS im Naturraum angekommen sind, werden mit den ersten drei Methoden die Sinne sehen, tasten und hören angeregt. Für manche SuS wird es ungewohnt sein, nur einen ihrer Sinne zur Verfügung zu haben. Starten Sie mit leichteren Übungen und kurzen Zeiten und wiederholen Sie die Übungen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad, sodass alle SuS mitgenommen werden können.
Nach einer kleinen Pause sollen die SuS auf die Suche nach Naturmaterialien gehen. Die Materialkarten werden gemischt und verteilt. Je nach Alter und Zeit können die SuS bis zu drei Eigenschaftenkarten ziehen. Anschließend suchen die SuS Gegenstände in der Umgebung mit den vorgegebenen Eigenschaften. Eine weitere Möglichkeit ist, dass die SuS einen Gegenstand suchen, der beide oder alle drei Eigenschaften erfüllt.
Für die nächste Methode können die Gegenstände aus der vorherigen Suchaktion miteinbezogen werden. Neben den gefundenen Naturmaterialien können bei dieser Methode auch andere Haushaltsgegenstände und Spielzeuge verwendet werden. Die SuS bilden einen Kreis, blicken in die Mitte und strecken ihre Hände nach hinten. Die Lehrkraft legt nun jeder Person einen Gegenstand in die Hände. Die SuS dürfen diesen Gegenstand nur mit den Händen ertasten. Anschließend werden alle Gegenstände wieder von der Lehrkraft eingesammelt und auf einem weißen Tuch nach und nach ausgebreitet. Entdecken alle SuS ihren ertasteten Gegenstand?
Für diese Methode ist ein ruhiger Ort ohne akustische Störquellen wichtig. An dem Ort dürfen sich die SuS einen Sitzplatz suchen. Den SuS kann freigestellt werden, ob sie die Augen schließen wollen. Nun können während dem Lauschen Tierstimmen und Naturgeräusche abgespielt werden. Anschließend kommen die SuS zusammen und es werden erneut Tierstimmen und Naturlaute vorgespielt. Welche der vorgespielten akustischen Klänge haben sie in der Lauschphase auch gehört. Welche der vorgespielten Stimmen gehören zwar in den Lebensraum, aber sind nicht regional vertreten und welche Fehlerstimmen haben sich eingeschlichen. Gemeinsam werden die Tierstimmen aufgelöst und deren Lebensräumen herausgefunden. Bei der Auflösung können markante Besonderheiten angesprochen werden. Es ist auch möglich, die Zuordnung in ein kleines Spiel zu verwandeln. Sie spielen die Tierstimmen nochmal vor und die SuS sollen die zugehörigen Tierbilder in die richtige Reihenfolge legen. Das kann auch in zwei oder mehreren Teams gespielt werden.
Tipp: Eine der umfangreichsten Sammlungen von Tierstimmen befinden sich im Tierstimmenarchiv des Museums für Naturkunde Berlin.
Nach Seh-, Hör- und Tastsinn, folgen im zweiten Hauptteil unter anderem zwei Übungen für den Riechsinn.
Nach einer weiteren Pause steigen wir erneut mit einer Tastmethode ein. Ein Gegenstand kommt in eine geschlossene Kiste. Die Klasse wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe beginnt, und ein SuS wird zur blinden Presse. Die Person darf nun in die Kiste greifen, aber nicht schauen. Sie soll beschreiben, was sie ertastet, ohne den Namen des Gegenstandes zu nennen. Die beiden Gruppen dürfen immer nach einem weiteren Hinweis abwechselnd raten, welcher Gegenstand in der Kiste liegt. Errät eine Gruppe den Gegenstand, wird dieser aus der Kiste geholt und gilt als Punkt für die Gruppe. Aus der Gewinnergruppe kommt die nächste Person und tauscht mit der vorherigen für den nächsten Gegenstand. So dürfen nach und nach alle SuS einen Gegenstand ertasten. Die Gewinnergruppe ist die, welche mehr Gegenstände erraten hat.
Am besten wird während der vorherigen Übung eine Aufsichtsperson losgeschickt, sodass die SuS die Vorbereitungen nicht wahrnehmen. Diese Lehrkraft legt eine markante Duftspur, dabei werden im Abstand von mehreren Metern jeweils mehrere Tropfen auf den Boden und markante Stellen geträufelt. An der letzten Stelle wird das Ziel versteckt. Anschließend sollen die SuS in Kleingruppen die Duftspur finden und ihr bis zum Ziel folgen. Das Zielobjekt kann je nach Klasse variieren.
Die folgende Methode muss vorbereitet mitgebracht werden. Pro SuS wird ein Duft auf Watte oder Küchenpapier geträufelt und in eine Dose gelegt. Während des Projekttages riechen die SuS an den verschiedenen Düften und sollen anschließend zu dem Duft, der sie am meisten beeindruckt, ein Bild malen. Hier richtet sich die benötigte Zeit nach den SuS, ihnen sollten wenigsten 15 bis 20 Minuten zum Malen zur Verfügung stehen. Was verbinden die SuS mit den unterschiedlichen Düften?
Mit den Methoden Naturmemo und Mandala kann ein Naturprojekttag gut abgeschlossen werden.
In Kleingruppen sollen die SuS die verdeckten Naturgegenstände suchen, nachdem sie diese für wenige Sekunden betrachten durften. Wie viel haben die SuS sich gemerkt? Nach fünf bis sieben Minuten kommen alle Kleingruppen zusammen und die gefundenen Naturgegenstände der Gruppen werden verglichen. Anschließend wird das Tuch wieder entfernt und die gesuchten Naturgegenstände gelüftet. Wie viele der gefundenen Naturgegenstände entsprechen den gesuchten? Welche Naturgegenstände waren „einfach“? Haben die SuS wirklich die richtigen Blätter/Zapfen/Äste/Moose etc. gefunden. Bei der Übung sollten sie darauf achten, dass keine geschützten Arten verwendet werden sollen, außerdem sollen die SuS nicht in die Natur laufen und alles abreißen, was ihnen zwischen die Finger kommt.
Nach der Suche nach Naturgegenständen dürfen die SuS zum Abschluss der Natur ein „Geschenk“ machen. In Einzel-/Partnerarbeit sollen sie ein kreatives Naturmandala erstellen. Am besten nutzen die SuS die am Projekttag gesammelten Naturgegenstände und ergänzen diese mit vor Ort vorkommenden Besonderheiten. Die Mandalas sollten sich künstlerisch in die Natur integrieren, ansonsten müssen sie nach der Vorstellung vor der gesamten Gruppe wieder in Einzelelemente in der Natur verteilt werden.